Ich dachte, ich hätte den Jackpot geknackt. 
Meine Familie hatte mich pünktlich vor dem Weihnachtsfest abgeholt. 
Ein Hund vom Züchter sollte es sein, ohne Vorgeschichte. Ohne schlechte Eigenschaften. Einfach „perfekt“. Damit ich super zur Familie passe. Idealerweise sollte ich schon alles können, was ein Hund können muss. Die Grundkommandos, den Gehorsam, Stubenreinheit und möglichst ruhig sollte ich sein. Nur aufgedreht, wenn man es mir erlaubt. In verspielter Laune, nur wenn es gewünscht war. Eine teure Trophäe unter dem Deckmantel „Familienhund“. Doch ich konnte die Erwartungen nicht erfüllen. Meine Erziehung bedeutete Arbeit. Arbeit, die niemand auf sich nehmen wollte. Ich musste doch noch so viel von euch lernen. Aber nach ein paar anstrengenden Monaten mit mir wurde das nervig. Wurde ich nervig…

Die turbulenten Spaziergänge waren zu hektisch. Also gibt es keine mehr. 
Meine Spieleinheiten waren zu stürmisch, also spielten wir nur noch selten. 
Verteidige ich mein Revier – meine Familie – und belle fremde Menschen an, wird mit mir geschimpft. 
Oder Schlimmeres, wenn kein anderer uns sieht.

Das mit der Stubenreinheit fällt mir auch echt schwer. Deshalb muss ich jetzt Tag und Nacht draußen bleiben. Bei jeder Witterung. Angekettet an meine kleine Hundehütte, damit ich „nicht wieder Blödsinn mache“, sagen sie.

Es ist kalt, mein Ohr tut mir weh und ich fühle mich einsam.
 

Sieht so ein glückliches Familienleben aus? Wenn das so ist, möchte ich keine Familie mehr haben.